Zwei Drittel der verfügbaren Glasfaseranschlüsse sind inaktiv
Der Glasfaser-Ausbau geht stetig voran und hat insbesondere im letzten Jahr einen großen Sprung nach vorne gemacht. Von 2016 bis 2021 hat sich die Zahl der betriebsbereiten Glasfaseranschlüsse nahezu verdreifacht – von 2,6 auf 7,5 Millionen. Auch der Anteil der aktiven Anschlüsse steigt zunehmend. Ziemlich genau ein Drittel der Endkunden mit einem Glasfaseranschluss nutzen diesen aktiv. Doch warum sind so viele Anschlüsse inaktiv, obwohl ein Glasfaseranschluss vorhanden ist? Dafür gibt es zwei Gründe: den Nutzen und die Kosten.
Die hoch entwickelte Glasfaser-Technologie ermöglicht eine sekundenschnelle Übertragung von großen Datenpaketen. Diese Technologie flächendeckend auszubauen, kostet viel Geld. Daher sind die monatlichen Beiträge für Glasfaser-Internet via FTTH bzw. FTTB noch deutlich höher als für DSL oder Internet über den Kabelanschluss. Aktuell kosten Tarife mit Übertragungsraten von einem Gigabit pro Sekunde für Privatpersonen je nach Anbieter durchschnittlich zwischen 40 und 100 Euro monatlich. Viele Haushalte in Deutschland sind jedoch nicht bereit, mehr Geld für einen schnelleren Anschluss zu bezahlen. Sie nutzen die Technologie daher nicht, obwohl sie verfügbar wäre. Andere Anschlussinhaber wiederum benötigen die Highspeed-Datenübertragung einfach nicht. Denn nur wer in seinem Alltag häufig große Datenpakete versenden oder empfangen muss, profitiert von solch schnellen Übertragungsraten. Aufgrund der Corona-Pandemie steigt allerdings jetzt schon der Bedarf an größeren Bandbreiten im Privathaushalt. Die Menschen arbeiten vermehrt im Homeoffice und sind auf Videokonferenzen mit hoher Bild- und Tonqualität angewiesen. So kommt es immer häufiger zu hohen Nutzungsraten bandbreitenintensiver Anwendungen. Die Anbieter reagieren auf die veränderte Nachfrage und machen bereits jetzt attraktive Aktionsangebote.
Internetanbieter in Deutschland investieren zunehmend in den Glasfaser-Ausbau
In Deutschland erfolgt der FTTB/H-Ausbau in erster Linie durch sogenannte sonstige Marktakteure. Damit sind Anbieter von Glasfaser-Internettarifen, wie z. B. PŸUR gemeint. Hinzu kommen staatliche Förderungen für den gezielten Ausbau von Gebieten, in denen das Internet zu langsam ist. Andere Länder, z. B. Estland und Schweden, setzen dagegen stark auf einen kommunalen Ausbau. Das bedeutet, dass Kommunen das Netz aufbauen und es die verschiedenen Anbieter gegen ein Entgelt nutzen.
Innerhalb der letzten elf Jahre haben die Breitbandanbieter in Deutschland etwa 87,3 Mrd. Euro in den Ausbau der Glasfasernetz-Infrastruktur investiert. Dabei sind die Gesamtinvestitionen in jedem Jahr kontinuierlich gestiegen. Waren es im Jahr 2012 noch 6 Mrd. Euro, so wurden 2021 schätzungsweise bereits 10,8 Mrd. Euro investiert. Zum Vergleich: Für den Straßenverkehr plante der Bund im Jahr 2021 deutlich weniger ein – ca. 8,7 Mrd. Euro.